Fotos © Bernd Boehner.
Biedermann und die Brandstifter
Ein Lehrstück ohne Lehre von Max Frisch
»Biedermann und die Brandstifter« ist das bekannteste Theaterstück des Schweizer Dramatikers Max Frisch. Schon 65 Jahre alt, ist die politische Parabel doch brandaktuell. Sie zieht ihre kritische Kraft nicht aus der Entlarvung der Lüge, sondern aus der Inszenierung der biedermännischen Wehrlosigkeit gegenüber Verbrechern, die von Anfang an sagen, was sie wirklich wollen.
Der Haarwasserfabrikant Gottlieb Biedermann ist ein Virtuose der Vertrauensseligkeit. Und weil er Zeitung liest, weiß er auch Bescheid: Gefahr droht, denn Brandstifter sind in der Stadt. Äußerste Wachsamkeit ist geboten! Eines Abends klingelt der ehemalige Ringer Josef Schmitz an Biedermanns Tür und appelliert eindringlich an dessen Menschlichkeit. Biedermann stimmt zu, dass Schmitz auf dem Dachboden seines Hauses übernachten darf. Am nächsten Tag taucht plötzlich der Kellner Eisenring im Haus auf, der gemeinsam mit Schmitz Benzinfässer auf dem Dachboden deponiert…
Als allgemeingültiges Beispiel sowohl für die, die sich lieber heraushalten, bis sich die Fakten so zugespitzt haben, dass sie nicht mehr aufzuhalten sind, als auch für die weltweit agierenden, Lunte legenden Brandstifter, die von Anfang an deutlich machen, dass sie einen Flächenbrand vorbereiten, hat Max Frisch dem Stück den beunruhigenden wie warnenden Untertitel »Ein Lehrstück ohne Lehre« gegeben.
Euro-Studio Landgraf, Titisee-Neustadt
Schauspielbühnen in Stuttgart, Altes Schauspielhaus
Regie: Harald Demmer
Bühne und Kostüm: Oliver Kostecka
mit Peter Bause, Hellena Büttner, Oliver Burkia, Jan Henning Kraus, Harald Hauber, Susanne Theil, Christian Werner