Fotos © Daniel Devecioglu, Gio Loewe
Fräulein Julie
Naturalistisches Trauerspiel von August Strindberg
Deutsch von Ernst Brausewetter
Julie, die Tochter des Gutsbesitzers hat sich unter das feiernde Landvolk gemischt, da sie ihren Vater nicht zu den Festen auf den Nachbargütern begleiten kann, denn sie hat soeben ihrem Verlobten den Laufpass gegeben und scheut die Fragen ihrer Standesgenossen. Auch Jean, der Diener ihres Vaters, fühlt sich aufgrund der Abwesenheit seines Herrn von seiner angestammten Rolle befreit. Julie ist übermütig und fordert Jean zum Tanz auf. Sie kommen sich näher, Julie macht Jean Avancen, provoziert ihn, wechselt zwischen Schmeicheleien und Herabwürdigungen. Letztlich kann er der immer zudringlicher werdenden Julie nicht widerstehen und es kommt zum Äußersten.
Unmittelbar darauf lässt Jean die Maske des charmanten Galans fallen und zeigt sein brutales, berechnendes Wesen. Julie begreift die Tragweite ihres Handelns erst allmählich: Zwar bietet Jean ihr einen Ausweg an, indem er versucht, sie zur gemeinsamen Flucht zu bewegen, da er jedoch völlig mittellos ist, muss Julie das Geld dazu beschaffen. Der Diebstahl an ihrem Vater zwingt sie, der unerbittlichen Wahrheit ihrer vollkommenen Niederlage ins Gesicht zu sehen.
Mit kühler Präzision seziert August Strindberg die Komplexität und die Antagonismen der Geschlechterverhältnisse.
Renaissance-Theater Berlin
Fassung: Torsten Fischer, Herbert Schäfer, Judith Rosmair
Regie: Torsten Fischer | Ausstattung: Herbert Schäfer, Vasilis Triantafillapoulos
mit Judith Rosmair, Dominique Horwitz